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Die Kinder

Personen > Karoline von Humboldt

Caroline (1792-1837)
Wilhelm
(1794-1803)
Theodor
(1797-1871)
Adelheid
(1800-1856)
Gabriele
(1802-1887)
Louise
(1804-1804)
Gustav
(1806-1807)
Hermann
(1809-1870)

Zeichnung von Christian Gottlieb Schick (1761–1812) »Fünf Kinder der Familie von Humboldt« (v.r.n.l.: Theodor, Wilhelm, Caroline, Gabriele und Adelheid).

1803, Bleistift, mit Deckweiß gehöht, auf rötlichem Bütten, 39,2 x 31,4 cm, Staatsgalerie Stuttgart, Inv.Nr. C 2386.

Der jung verstorbene Stuttgarter Maler, Schüler der Hohen Karlsschule wie Dannecker und Koch, 1798 - 1802 bei Jacques Louis David in Paris, ab 1802 in Rom tätig, gilt als bedeutendster Maler des deutschen Klassizismus.
Bald nach der Ankunft der Humboldts im November 1802 in Rom erhielt Schick den Auftrag; er schreibt am 29.1.1803 an Dannecker: »Hier in Rom ist mir auch ein Familiengemälde bestellt – Frau Gräfin Humboldt mit 5 Kindern, die alle sehr hübsch sind«. Drei Entwürfe zeigen, dass er auf die Figur der Mutter verzichtet hat.
© Staatsgalerie Stuttgart

Caroline Wilhelmine Marie (16.05.1792 - 26.03.1837)
 

Alexander August Ferdinand Carl Wilhelm (05.05.1794 - 15.08.1803)

Der Sohn Wilhelm verstarb am 15. August 1803 in Ariccia bei Rom ein paar Tage nach einem Ausritt in Begleitung eines Bedienten und seines Bruders Theodors.
Alle drei erkrankten kurz danach. Der Bediente starb zuerst. Theodor konnte von Mutter und dem jungen Arzt Dr. Heinrich Kohlrausch (1778-1826) gerettet werden.
Caroline schildert die Komplikationen einer schweren, durch Salmonellen verursachten Typhuserkrankung wie hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Darmblutungen sowie einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Diagnose- und Therapiemöglichkeiten gab es nicht.

Vermutlich litt Theodor zeit seines Lebens an den Folgen dieser Erkrankung.

Empfehlenswert:
Rolf Schmieding: "Dein Bild begleitet mein Leben und weicht mir nicht aus der Seele". Briefwechsel der Eltern Caroline und Wilhelm von Humboldt nach dem Tod ihres geliebten Kindes.
Gelesen von Isabella Vértes-Schütter und Rolf Becker.
vitaphon, Hamburg 2005

Auf das Titelbild ist zwar als Sohn Theodor und als Vater Alexander statt Wilhelm geraten. Das tut der Eindringlichkeit der gelesenen Texte aber keinen Abbruch.
Dieser Titel bei Amazon.
 

Theodor Emil Eduard (19.01.1797 - 26.07.1871)

Karoline von Humboldt mit ihrem Sohn Theodor 1803-04
(
Öl auf Leinwand, Tondo von 65 cm Durchmesser.
Provenienz: Dr. Kohlrausch. Familie v. Humboldt. Familie v. Heinz, Schloß Tegel. Im Mai 1945 am Auslagerungsort Sofienhof in Mecklenburg verbrannt.)

Zum Dank dafür, dass Dr. med. Heinrich Kohlrausch (1777-1823) den Sohn Theodor gerettet hatte, ließ sich Frau v. Humboldt mit Theodor malen und schenkte das Gemölde Dr. Kohlrausch im Januar/Februar 1804
.
 
Der Winter 1803/04 verstrich in steter Sorge um das Überleben von Theodor, dessen Fieberanfälle oft wiederkehrten. Die Familie entschloss sich, Theodor dem gefährlichen Klima Mittelitaliens zu entziehen. Am 5. März 1804 brach die Mutter mit dem kranken Sohn, der älteren Tochter Caroline und dem jungen Arzt Heinrich Kohlrausch
(1780-1826) auf. Die Reise führte zunächst nach Thüringen zu ihrem Vater Karl Friedrich von Dachroeden, dann nach Paris und dauerte elf Monate. Ein anderer wichtiger Grund der Reise war, dass der Bankier der Humboldts in Paris vor der Insolvenz stand und es galt, ihm die Vollmachten zu entziehen.

Das Bild zeigt Karoline von Humboldt mit ihrem Sohn Theodor im Dezember 1803 gemalt von Christian Gottlieb Schick. Aus Dankbarkeit für die Rettung ihres Sohnes schenkte sie das Gemälde Heinrich Kohlrausch. Da Theodors Zustand noch im März 1804 "einem Toten weit ähnlicher als einem Lebendigen" war, ist dieses Bild von Schick aus der Erinnerung gemalt.

Theodor erkrankte nach dem erwähnten Ausritt am 3. oder 4. August 1803 etwas später als sein älterer Bruder. Einundzwanzig Tage seit dem 13. August rang Theodor mit der Krankheit, die Karoline als "ein hitziges Nervenfieber" bezeichnete und die der Arzt Kohlrausch als "nervösen Typhus" 1) diagnostizierte, dessen heftige Ausprägung er nur "bei todmaroden Soldaten gesehen" habe.  
Kohlrausch, der damals Caroline von Humboldt auf ihrer Flucht aus Rom begleitete 2), behandelte Theodor wegen seiner starken Schmerzen und seiner regelmäßigen starken Fieberschübe "eine halbe Stunde vor dem vollen Eintritt des Fiebers" mit einer "äußerst starken Dose Opium mit China" 3).
Kohlrausch war auch der Geburtshelfer von Luise, Gustav und Hermann. Nach 1809 verschlechterte sich das Verhältnis der Familie von Humboldt und Kohlrausch gravierend. Auslöser war wohl ein Streit zwischen Kohlrausch und Alexander von Rennenkampff, der ebenfalls damals enger Freund der Familie war.

1) "Nervenfieber" nannte man damals den Typhus, der eine häufige Städte-Krankheit der Zeit war.
2) Am 5. März 1804 verließ die Mutter mit dem kranken Sohn, der ältesten Tochter Caroline und Kohlrausch Rom in Richtung Thüringen zu ihrem Vater. Kohlrausch und andere Ärzte erhofften die Genesung Theodors durch eine Veränderung des Klimas. Ziel der Reise war Paris. Denn dort hatte der Bankier der Humboldts durch seinen Bankrott dem Ehepaar empfindliche finanzielle Verluste zugefügt. Ihm musste die Vollmacht entzogen werden. Außerdem musste Kohlrausch in Paris eigene Geschäfte erledigen, die einige Zeit erforderten.
3)
Gemeint ist Chinin aus der chininhaltigen Rinde des Gelben Chinarindenbaumes (Cinchona officinalis).

 

Aurora Raphaela Adelheid (17.05.1800 - 14.12.1856)
Gabriele Mathilde Eleonore Constanze (28.05.1802 - 16.04.1887)

Adelheid und Gabriele von Humboldt. 1809
Bezeichnet auf dem Gürtel der Gabriele: "
Schick faciebat MDCCCIX". Öl auf Leinwand, 125 x 96 cm.
(Ehemals Schloß Tegel, Berlin. 1945 am Auslagerungsort Sofienhof in Mecklenburg verbrannt.
Provenienz: Familie v. Heinz, Schloß Tegel.)
Dargestellt sind die beiden jüngsten Töchter der Humboldts, die neunjährige blonde Adelheid in grünem Kleid mit blaurotgestreiftem Gürtel und die siebenjährige Gabriele rechts mit braunem Haar, erdbeerrotem Kleide und braunem Gürtel. Hand in Hand in einer offenen Laube sitzend, traulich aneinandergelehnt, blicken sie dem Betrachter entgegen. Zwischen April und Juni 1809 ließ Caroline v. Humboldt die beiden für Wilhelm zum Geschenk malen (vgl. CvH an WvH in: Humboldt-Briefe 1907, Bd. 3, S. 175)


Eine römische Idylle: die Schwestern Adelheid (links; später verh. mit August Georg von Hedmann, 1785-1859) und Gabriele (rechts; später verh. mit Heinrich Frhr. von Bülow, 1792-1846), verklärt von dem in Rom lebenden Maler Gottlieb Schick (1776-1812). Das Gemälde entstand 1809 im Auftrag von Mutter Karoline, als Vater Wilhelm Wilhelm — mit Sohn Theodor — die Stadt bereits verlassen und in Königsberg das preußische Bildungswesen zu reorganisieren begonnen hatte.

1861 war Gabriele von Bülow Oberhofmeisterin von Königin Augusta anlässlich der Krönung von Wilhelm I. Am 28. Mai 1883 - an ihrem 81. Geburtstag - war sie Ehrengast der feierlichen Enthüllung der zwei Humboldt-Denkmäler vor der Berliner Universität.

Karoline von Humboldts eigene Beschreibung und Bewertung des Bildes aus zwei Briefen an den Freund Friedrich Gottlieb Welcker:

[66] Nr. 30, CvH an F. G. Welcker, Rom, den 3. November 1809.
Heute ist auch Lady Temple 1), nach einer heftigen Brustkrankheit gestorben. Das Schicksal dieser lieben Frau und ihrer Familie bewegt mich sehr tief. Die Mädchen sind beinah mein einziger Umgang seit Wochen gewesen, weil sie mit meinen Kindern sehr gut und innig sind. Und Sie wissen ja, wie gut und still mir immer in Kindergesellschaft wird. Das Publikum ist jetzt ungemein mit der sich veranstaltenden Exposition beschäftigt. Man macht sie in einigen Sälen des Capitols 2)
, .... Ich lasse Schick das vollendete Bild meiner beiden Kleinen hinbringen, das wohl eins der schönsten Portraits ist, [67] das man sehen kann. An Farbe, Zeichnung Innigkeit ist es nicht möglich, etwas Lieblicheres zu sehen. Die beiden Mädchen sitzen unter einer Pergola in ländlicher Kleidung. Adelheid lehnt an Gabriellen und legt ihren linken Arm um Gabriellens Schulter, ihre rechte Hand ist mit der rechten von Gabriellen verschränkt. Es ist unmöglich, die Lieblichkeit dieses Bildchens zu beschreibem und außerdem hat es das Verdienst der größten und schönsten Ähnlichkeit. Die Landschaft im Hintergrunde ist allein in sich ein Meisterstück. Es macht die Bewunderung aller Künstler. Bei alledem geht es Schick in pekuniärer Hinsicht nicht so gut, wie ich es wünschte, ...

[68] Nr. 31, CvH an F. G. Welcker, [Rom,] den 15. November 1809.
Ich schicke Ihnen, Teurer, Guter, die Zeichnung des Bildes, das Schick von den kleinen Mädchen gemacht hat. Es ist in natürlicher Größe. Nachdem Sie Ihre Augen daran ergötzt haben, bitte ich Sie, es Humboldt zu schicken. Das Bild hat große Sensation in der Künstlerwelt durch die Simplizität der Komposition, durch die Schönheit der Farbe und Reinheit der Zeichnung gemacht. Es ist auf dem Capitol ausgestellt. ...

1
) Karoline von Humboldt hatte die 4 Kinder ihrer Freundin Lady Temple zu sich genommen, "um der Sterbenden einen ruhigen Tod zu vergönnen". Sie erfüllte auch deren Wunsch, an der Cestius-Pyramide beerdigt zu werden, "damit sie bei guten Kindern läge" und nahm an der Beisetzung "in dunkler Gewitternacht" teil. Das Grab befindet sich auf dem Areal, das Humboldt als Grabstätte der Familie käuflich erworben hatte. Das Grabmal ist ein Geschenk der Humboldts an die verstorbene Freundin.
2
) Über die Kunstausstellung auf dem Kapitol 1809 und die Humboldtschen Portraits vgl. Simon, Karl: Gottlieb Schick: ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Malerei um 1800. Verlag Klinthardt und Biermann, 254 Seiten, 1914. S. 78-99.

Aus: Sander-Rindtorff, Erna (Hrsg.): Karoline von Humboldt und Friedrich Gottlieb Welcker. Briefwechsel 1807-1826
. Bonn 1936. S. 66-68

Adelheid (8jährig) und Gabriele (7jährig)

Louise Mathilde Virginie (02.07.1804 - 18.10.1804)

(Die folgenden Auszüge sind entnommen: Anna von Sydow (Hg.): Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen. 2. Band. Von der Vermählung bis zu Humboldts Scheiden aus Rom 1791-1808. Zu Beginn des Zitat steht die Briefnummer, in eckiger Klammer die Seitenzahl.)

86. Caroline an Humboldt: [Paris], 18. Julius 1804
[207] Wir sind alle wohl. Ich selbst habe mich noch nie so schnell nach einer Niederkunft erholt wie dieses Mal, und doch war ich die nächsten Tage nach der Entbindung, besonders die ersten zwei, sehr krank, hatte ein heftiges Fieber und Nervenschmerzen, von denen mir bis jetzt auch die Vorstellung gefehlt hat. Die Kindlein sind wohl, Caroline blühend wie immer, groß und stark; Theodor nimmt sehr zu, [. . .] seine magern Backen haben zugenommen, und übrigens wirst Du ihn sehr gewachsen finden. Die Kleine, die ich Mathilde Louise Virginie genannt habe und gewöhnlich Louise nenne, ist sehr hübsch. Schöne blaue dunkle Augen, die vielleicht wie die meinen werden, lichtbraune Härchen, deren Farbe indessen wohl noch wechseln wird, eine von der Stirn ziemlich gerade herabsteigende Nase — die Nase selbst liegt freilich noch im Argen — und einen schön geschnittenen, aber nicht sehr kleinen Mund. Was mich daran frappiert hat, ist, daß sie an der Oberlippe ein Zipfelchen hat wie das, was unser geliebter Wilhelm sich durch den Schnitt künstlich gemacht hatte. In dem roten Lippchen der Kleinen ist wie ein feiner vernarbter Strich. Mich soll es sehr wundern, ob sie das auswächst oder behält. Übrigens ist sie schneckenfett und rund auf die Welt gekommen, trinkt ganz entsetzlich am Tage und schläft wie ein Ratz des Nachts.

88. Caroline an Humboldt: Paris, 29. Julius 1804
[214] [. . .] Schreibe mir doch, was Du für Formalitäten beobachtest hast bei Adelheids Taufe; mich dünkt, Du ließest ihren Taufschein durch die schwedische und preußische Gesandtschaft verifizieren? Ich bitte Dich, vergiß es nicht. In etwa vierzehn Tagen will ich sie taufen lassen. [. . .]

100. Caroline an Humboldt: [Paris], 3. September 1804
[214] Ich bin einige Tage in großer Besorgnis um die kleine Louise gewesen, mein teurer Wilhelm. Die liebe Kleine bekam von freien Stücken, wenigstens ist uns keine veramlassende Ursache klar geworden, heftige Krämpfe und Fieber. Ich habe unbeschreiblich gelitten, wie Du denken kannst, um so mehr, da ich eigentlich niemand sagen wollte, daß zu den Schmerzen der Gegenwart alle Schmerzen der Erinnerung hinzukamen.
Kohlrausch hat das Kind sehr einfach und gut behandelt, seit gestern ist sie besser, und ich hoffe, es wird so übergehn. [. . .]

102. Caroline an Humboldt: [Paris], Sonnabend, 8. September 1804
[243] [. . .] Louise ist wieder wohl, sie ist so vollkommen proportioniert wie Caroline es war, und hat unaussprechlich schöne, blaue Augen. [. . .] Morgen über acht Tage soll sie getauft werden. Ich wollte bloß Alexander und die Gräfin von Schlabrendorff 1) zu Gevatter nehmen, allein Alexander besteht auf Kohlrausch und behauptet, es ginge gar nicht anders. [. . .]
1) Caroline Gräfin von Schlabrendorff ist die Schwester von Karolines Nachbar und Freund Gustav Graf Schlabrendorff. Sie trug oft Männerkleidung, was Gerede auslöst. Alexanders indianischer Bedienter sagt von ihr: „Esta no es mujer, hace de hombre, tiene calzones“ (= Dies ist keine Frau, beinahe ein Mann, trägt Unterhosen). Ibid. S. 266.

106. Caroline an Humboldt: [Paris], 1. Oktober 1804
[255] [. . .] Louise ist gestern getauft worden, die Gräfin Schlabrendorff, Alexander und Kohlrausch  haben Gevatter gestanden, auch ich war mit den Kindern in der Kapelle gegenwärtig. Morgen soll Louise vacciniert [= geimpft] werden. Aber ich sage immer noch Louise und vergesse, daß Alexander durchaus haben will, daß sie Mathilde gerufen werde. Mir ist es einerlei, auch Dir, also künftig Mathilde. Sie wird alle Tage hübscher und wird Dich sehr freuen. [. . .]

112. Caroline an Humboldt 2): [Paris], Sonntag morgen, 21. Oktober 1804
[269] [. . .] In der Nacht, die ihrem Tode voranging, hat sie oft, indem ihre Lippen mit Heftigkeit die Brust erfaßten, „Mammam“ gesagt — vorher war nichts, was einem artikulierten Laute ähnlich gewesen wäre, von ihr gehört worden. [. . .]
2) Anm  von A. v. Sydow: Dieser und der folgende Brief [also Nr. 112 u. 113] gingen auf verschiedenen Wegen und trafen gleichzeitig am 20. Dezember bei Humboldt ein.

[Forts.] Mittwoch [, 24. Okt. 1804]
[270] [. . .] Ich habe wohl gleich daran gedacht, sie mitzunehmen, um sie neben ihrem schönen Bruder begraben zu lassen. Die Kosten des Einbalsamierens hätte ich nicht gescheut und einen großen Trost darinnen gefunden, sie nicht in diesem fremden Boden zu lassen, aber ich vermochte nicht meinen Widerwillen gegen das [271] Öffnen des geliebten Körpers zu überwinden, und so halte ich sie denn ohne Widerspruch hier beerdigen lassen. Der Bruder von Mme. de la Tour 3)  hat uns erlaubt, sie auf seinem Gute Javelle, nahe bei Meudon 4), zu begraben. Alexander und Kohlrausch haben sie hinausbegleitet, und dort liegt sie unter einem hohen Akazienbaum.
3) Madame de la Tour ist eine Pariser Bekannte der Humboldts. „Mme. de la Tour“ taucht in AvHs Tagebuch Paris-Toulon auf; aus Lyon schreibt er ihr am 24.10.1798 auf Französisch einen Brief nach Paris, indem er bedauert, so schnell abgereist zu sein und sie nicht mehr habe sehen können. WvH erwähnt in seinem Tagebuch (29.06.1798, GS 14,527) ein Abendessen bei Mme. de la Tour, die die deutsche Literatur kennt und liebt und an diesem Abend zwei Stellen aus Jacobis „Woldemar“ zitierte. Ist es Marquise Lucy de La Tour du Pin Gouvernet?
4) Meudon
liegt zwölf Kilometer südwestlich Paris.

113. Caroline an Humboldt: [Paris], 30. Oktober 1804
[271] [. . .] Louise liegt im Grabe und hat ihren letzten Odemzug in meinen Armen und an meinem Munde verhaucht. Du weißt, wir hatten sie den 9. vacciniert. Sie war munter und wohl und blieb es die nächsten sechs Tage nach der Impfung. Den 15. und 16. war sie ein wenig blaß und unruhig. Den 17. sah sie angegriffener aus und schrie, nicht aus vollem Halse, sondern der Ton kam pfeifend aus der Brust. Kohlrausch ließ mich ins Bett legen und wollte, daß ich das Kind zu mir nehmen sollte, damit es in eine ganz gleiche [272] Wärme käme. Wir hatten Mut und Hoffnung und hofften, die Blattern würden in der Nacht hervorkommen. Um drei Uhr des Nachts hörte Louise auf zu saugen, ich fand sie übler aussehend, rief Kohlrausch in mein Zimmer. Das Kind schrie viel, und die Mühe des Atmens nahm mit jeder Sekunde zu. Ach Wilhelm, welche Stunden der Angst! Kohlrausch gab ihr zwei kleine Brechmittel, eins nach dem andern, sie wirkten nicht. Kurz nach sechs wurde sie ruhig, ich legte sie in meinen linken Arm, bot ihr die Brust, allein seit drei Uhr hatte sie diese nicht mehr genommen, sie schrie nicht mehr, das Atmen wurde schwächer und schwächer — um sieben-einhalb Uhr verschied sie ohne Zucken, ohne Röcheln — bloß um die Augen war ein krampfhafter Totenzug. So ist sie von uns gegangen und hat eine Öde um uns gelassen, eine Leere, vor der ich zurückschaudere. [. . .]

114. Caroline an Humboldt: [Paris], 4. November 1804
[273] [. . .]
Ich habe auf Louisens erblaßtem Gesicht einen Abdruck nehmen lassen und bringe ihn mit. Es ist natürlich ähnlich, doch ist der Reiz des Lebens hinweg, und alle Züge tragen die Spuren des furchtbaren Todes. [. . .]


 

Gustav Friedrich Konstantin (07.01.1806 - 12.11.1807)
 

 

Hermann Karl Friedrich Georg Heinrich (23.04.1809 - 29.12.1870)
 

 
 
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