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Jean Henri de Moor (26) und N. N. Taher (27)

Personen > Vorfahren Marie Elisabeths

Jean Henri de Moor wuchs in Paris auf, stammt aber aus Wagingen bei Geldern, Niederlande.  Dort zeugt nur ein Hypothekenakt von der Existenz der Familie de Moor. Er zeugte in 2 Ehen 12 Kinder. Über seine Frau Taher (27), die aus Paris stammt, ist nichts weiter bekannt. Die Eintragungen in den Kopenhagener Kirchenbücher belegen, dass sie – und nicht de Moors zweite Frau Maria Schalck – die Mutter von Madeleine war. De Moor war vor seiner Auswanderung 1683 hervorragender Spiegelfabrikant in Paris. An die Zeit seiner Tätigkeit in Kopenhagen als Goldschmied der dänischen Könige (1683-1694) erinnern folgende Stücke:
1. zwei
große silberne Wärmpfannen mit Namenzügen König Christian V. und Königin Charlotte Amalie,
2. ein Kaminschirm mit silbernen Fuß.
Alle drei Objekte tragen den Stadt-Stempel Kopenhagen 1690 und die Meistermarke de Moor.
3. Die
Bronzeornamente auf den Särgen von König Frederik III. und Königin Sophie Amalie im Dom zu Roskilde (Seeland). De Moors Mitarbeit daran sei bekannt (schreibt H. v. Massenbach).
4. Möglicherweise d
ie drei großplastischen silbernen Löwen im Rittersaal von Schloss Rosenborg, Kopenhagen (siehe Erläuterungen).

 
 
 

Stempel Kopenhagen 1689 und 1691

 
 
 

De Moors Portrait, von Hofmaler d'Agar, hängt (1942) im Museum der Schönen Künste in Kopenhagen.
Er wird Vorstand des Konsistoriums der französ.-reform. Kirche in Kopenhagen.
1694 bekommt er das Privileg als Direktor einer Glasmanufaktur und er bekam das Recht, seltene Möbel und Galanterien anzufertigen.
1695/96 kommt es zu Unstimmigkeiten mit der dänischen Regierung. De Moor löst sein Geschäft auf. Er taucht schon 1695 als „vornehmer holländischer Glasmacher" in Berlin auf (aus diesem Grund?).
Henri de Moor kommt mit Sohn Jean Henri und drei Töchter: Madelaine (13), Elisabeth (* 1672 in Paris, heiratet 1691 in Kopenhagen Nikolaus von Finseler, de Moors Adjunkt [Rechte Hand]) und Catherine (* 1690 in Kopenhagen, heiratet in Neustadt Pierre Loofs, wird 1706 Hofbaumeister in Kassel, dann Buchhalter (1745), später Inspektor der Spiegelmanufaktur (1748)).
Am 26.04.1696 unterzeichnet Henri de Moor den Vertrag mit dem Kurfürsten, vertreten durch Eberhard von Dackelmann (1643-1722), mit dem er Direktor und Teilhaber der Spiegelmanufaktur wird.
Der Vertrag (Kopie in Neustadt!) regelt die Auflösung der dänischen Firma, den Umzug der Manufaktur von Kopenhagen nach Neustadt und die mitzubringenden Inventarien: alle fertigen Spiegel, alle Halbprodukte, Werkzeuge und Werkstoffe wie Silber, Zinn und Quecksilber und auch die spezialisierten Handwerker und Arbeiter und deren Familien. Weiters wurden die Aufgaben der Teilhaber geregelt.
De Moor zahlt 7770 Taler, 10 Groschen und 8 Pfennige.
Das Hüttenreglement vom 17. Nov. 1697 gelegt, dass es einen deutschen und einen französischen Betriebsteil mit je eigenen „Meistern" gab.
De Moor gründet die französische Kolonie in Neustadt/Dosse.
1700 zählt die französisch-reformierte Gemeinde 56 Mitglieder und hat eine Schule und die Genehmigung, eine Kirche zu bauen. Lehrer und Pfarrer werden vom Amt bezahlt. De Moor initiiert eine Witwen- und Waisenkasse. Als er mehr Geld fordert, wird er zum preußischen Hofrat befördert. Das beinhaltete, dass er solche öffentlichen Ausgaben selbst finanzieren musste. Der Kirche stiftete er einen Abendmahlkelch (heute noch in Gebrauch!).
1708 steigt der König, unzufrieden mit dem Gewinn, aus dem Kontrakt aus und schließt mit de Moor einen Pachtvertrag (5000 Taler jährlich). Als Ausgleich fürs unternehmerische Risiko wird der Direktorenposten erblich.

1711 wird Sohn Jean Henri (Johann Heinrich de Moor) Direktor, zunächst ohne Bezahlung, Um diese Zeit trifft de Moors Kopenhagener Kompagnon und Schwiegersohn, Jean Henri Colomb, in Neustadt ein.
Ab 1711/12 expandiert der Betrieb: Poliermühle in Hohenofen, Vertrag „Zur Urbarmachung des Dreetzer Bruchs".
17.07.1719 stirbt Henri Colomb (12).
1720/21: Eine fast 7monatige Dürre und Wassermandel der Dosse, dazu Arbeiter- und Handwerkerflucht, bringen die Manufaktur in wirtschaftliche Schwierigkeiten: Lieferverzug, Pachtzahlungsverzug. Henri de Moor, Sohn Heinrich Johann und Schwiegerenkel Johann Heinrich Colomb werden in Spandau für einige Monate in Schuldhaft gesetzt.
02.03.1722 stirbt Henri de Moor 77jährig und wird in der Neustädter Hugenottenkirche beigesetzt. Sohn Heinrich Johann de Moor (der kinderlose) nimmt Johann Heinrich Colomb (6) als Teilhaber der Spiegelmanufaktur auf.
In Berlin wird ein Magazin eröffnet.
22.06.1722 De Moor und Colomb kaufen die Spiegelmanufaktur mit allen Baulichkeiten, Fonds, Kapitalien und Gerechtsamen für 10.000 Taler.
Ab 1724 kommen Großaufträge: 1724 für Grüne Gewölbe in Dresden, 1733 für Potsdam.
Neustädter Spiegel waren bis 1945 im Neuen Palais in Potsdam, im Schloss Bellevue, im Schloss Schwerin und im Schloss Ludwigslust.

 
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